Du kannst dich nicht konzentrieren, sagen sie. Du bist abgelenkt, sagen sie. Aber dann passiert es: Du findest etwas, das dich wirklich interessiert, und plötzlich existiert die Welt nicht mehr. Stunden vergehen wie Minuten. Du vergisst zu essen, zu trinken, den Termin, das Abendessen, manchmal sogar zu schlafen. Und am Ende stehen andere da und verstehen nicht, wie jemand der sich angeblich nicht konzentrieren kann, acht Stunden am Stück in ein Projekt versinken konnte.
Hyperfokus ist verwirrend. Für dich und für andere. Er scheint dem ganzen Konzept von ADHS zu widersprechen. Aber tatsächlich ist er ein Teil davon. Das Problem bei ADHS ist nicht die Fähigkeit zur Konzentration, sondern die Fähigkeit, sie zu steuern. Sie auf Kommando ein und auszuschalten. Auf die richtigen Dinge zu lenken.
Das bedeutet nicht, dass Hyperfokus nur ein Problem ist. Er kann auch eine unglaubliche Stärke sein. Die Frage ist, wie du lernst, ihn zu nutzen, statt von ihm beherrscht zu werden.
Was ist Hyperfokus?
Hyperfokus ist laut ADHSpedia ein Zustand intensiver Konzentration, in dem du völlig in eine Tätigkeit versinkst. Die Zeit vergeht unbemerkt, Hunger und andere Bedürfnisse werden ignoriert. Es fühlt sich an wie ein Flow Zustand.
Das widerspricht dem Klischee, dass Menschen mit ADHS sich nicht konzentrieren können. Wie ADDitude Magazine erklärt, können sie es durchaus. Nur eben nicht immer auf Kommando und nicht immer auf die "richtigen" Dinge.
Warum ist Hyperfokus problematisch?
- Du vergisst wichtige Termine, Mahlzeiten oder Schlaf
- Der Fokus richtet sich oft auf das Falsche (Videospiele statt Arbeit)
- Es ist schwer, aus dem Zustand herauszukommen, auch wenn du musst
- Andere Aufgaben bleiben liegen
Die Kehrseite der Medaille
Hyperfokus und Ablenkbarkeit sind zwei Seiten derselben Münze. Das ADHS Gehirn hat Schwierigkeiten, Aufmerksamkeit zu regulieren, nicht sie grundsätzlich aufzubringen.
Hyperfokus produktiv nutzen
Statt gegen den Hyperfokus zu kämpfen, kannst du lernen, ihn in die richtige Richtung zu lenken:
- Wichtige Aufgaben interessant machen: Gamifizieren, in kleinen Schritten, mit Belohnungen
- Den Einstieg erleichtern: Wenn du einmal drin bist, bleibst du drin. Der Anfang ist das Schwierige
- Alarme setzen: Externe Erinnerungen, um aus dem Hyperfokus herauszukommen
- Ablenkungen entfernen: Bevor du anfängst, Versuchungen aus dem Weg räumen
- Beruf nach Stärken wählen: Jobs, die Hyperfokus belohnen (Kreativberufe, Programmieren, Forschung)
Den Ausstieg planen
Der schwierigste Teil ist oft, aus dem Hyperfokus wieder herauszukommen. Plane den Ausstieg, bevor du einsteigst. Setze mehrere Alarme. Bitte jemanden, dich zu unterbrechen. Mach einen festen Termin nach der geplanten Arbeitszeit.
Fokus auf Knopfdruck?
Manchmal hilft es, das Gehirn gezielt in einen fokussierten Zustand zu bringen. Entspannungstechniken können dabei unterstützen.
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