Vielleicht sitzt du hier, weil du gerade deine Diagnose bekommen hast. Mit 30, 40, 50 Jahren. Und du fragst dich: Warum hat das niemand früher gesehen? Warum habe ich so lange gekämpft, ohne zu wissen, wogegen eigentlich?
Das Gefühl ist überwältigend. Erleichterung, weil endlich ein Name da ist für das, was du dein ganzes Leben gespürt hast. Trauer, für all die Jahre, in denen du dich selbst für faul, dumm oder unfähig gehalten hast. Wut vielleicht, auf ein System, das dich übersehen hat.
All diese Gefühle sind berechtigt. Du darfst sie fühlen. Eine späte Diagnose ist ein Wendepunkt, kein Urteil. Von hier aus kann es nur besser werden. Weil du jetzt verstehst, wie dein Gehirn funktioniert. Und weil du endlich aufhören kannst, gegen dich selbst zu kämpfen.
Warum wird ADHS oft erst spät erkannt?
ADHS wurde lange als Kinderkrankheit gesehen, die man irgendwann "auswächst". Wie das Zentrale ADHS-Netz erklärt, stimmt das nicht. Bei etwa 60% der Betroffenen bleibt ADHS auch im Erwachsenenalter bestehen.
Viele Menschen haben ihr Leben lang Strategien entwickelt, um zu funktionieren. Sie haben gelernt, ihre Schwierigkeiten zu kompensieren oder zu verstecken. Aber das kostet Energie. Irgendwann reichen die Strategien nicht mehr.
Typische Auslöser für eine späte Diagnose
- Ein neuer Job mit höheren Anforderungen
- Die Geburt eines Kindes (das vielleicht selbst ADHS hat)
- Eine Beziehungskrise, die zu Selbstreflexion führt
- Burnout oder Depression, bei der die Ursachen gesucht werden
- Ein Artikel oder Video über ADHS, in dem man sich plötzlich erkennt
"Plötzlich ergab alles Sinn. All die Jahre, in denen ich dachte, ich sei einfach faul oder unfähig. Es war eine Erleichterung und gleichzeitig machte es mich wütend."
Die Gefühle nach der Diagnose
Eine späte ADHS Diagnose löst laut ADHS Deutschland oft gemischte Gefühle aus. Erleichterung, weil endlich eine Erklärung da ist. Trauer über verpasste Chancen und unnötiges Leid. Manchmal auch Wut, dass niemand es früher erkannt hat.
All diese Gefühle sind berechtigt. Nimm dir Zeit, sie zu verarbeiten. Eine Diagnose ist keine Schwäche. Sie ist Wissen. Und Wissen ist Macht.
Was eine Diagnose bedeutet
Eine ADHS Diagnose sagt nichts über deinen Wert als Mensch aus. Sie erklärt, warum bestimmte Dinge für dich schwerer sind als für andere. Und sie öffnet Türen zu Unterstützung und Behandlung.
Wie geht es weiter?
Nach der Diagnose beginnt ein neues Kapitel. Du kannst jetzt gezielt nach Strategien suchen, die zu deinem Gehirn passen. Du kannst entscheiden, ob du eine Behandlung möchtest. Du kannst dir Unterstützung holen.
Viele Menschen berichten, dass ihr Leben nach der Diagnose besser wurde. Nicht weil ADHS verschwand, sondern weil sie endlich verstanden, womit sie arbeiten.
Professionelle Unterstützung finden
Du musst das nicht alleine durchstehen. In der Schweiz gibt es spezialisierte Fachpersonen und Anlaufstellen für Menschen mit ADHS.
Zu den Anlaufstellen